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2.2.3.13 Mögliche Komplikationen bei/nach einer Hüft-Endoprothetik (Hüft-TP)


Jede Operation birgt auch Gefahren bzw. Risiken in sich. Komplikationen können vor, während und nach einer Operation auftreten.

Neben dem Risiko das mit einer Anästhesie verbunden ist (Anästheserisiko), gibt es weiterhin allgemeine Risiken die bei jeder Operationen bestehen, und schliesslich das spezifische mit einer Knie TP verbundene Risiko, sowie das individuelle, persönliche Risiko, abhängig von Zustand nach Vorerkrankungen. Zum Anästhesierisiko werden Sie persönlich von unseren Kollegen der Anästhesie in einer separaten Besprechung mit einem Fragen- und Patientenaufklärungsbogen informiert.

Für weitere Informationen über den sog. "Fragen- und Patientenaufklärungsbogen:
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Weitere Informationen über die Abteilung für Anästhesie im Spital Oberengadin, unter der Leitung von Dr. Mark Brouwer (Chefarzt Anästhesie), Dr. Floris Tichler (Leitender Arzt) und Dr. Michael Stephan (Leitender Arzt), sind unter dem Link www.spital-oberengadin.ch/Index erhältlicht.


Die nachfolgend aufgeführten Komplikationen beinhalten daher vorwiegend die allgemeinen Operationsrisiken (Vgl. Kapitel I. Allgemeines Ops-Risiko) und die eingriffspezifischen Komplika-tionen bei Hüft-TP (Vgl. Kapitel II. Eingriffspezifische Komplikationen bei Hüft-TP).


I. Allgemeine Ops-Risiken:

Auch vorbereitende, begleitende oder nachfolgende Massnahmen sind nicht völlig frei von Risiken. So können z.B. Infusionen oder Injektionen gelegentlich Infektionen (Spritzenabszesse) und örtliche Gewebeschäden (Nekrosen) und/oder Venenreizungen/-entzündungen sowie vorübergehende, sehr selten auch bleibende Nervenschädigungen (Schmerzen, Lähmungen) verursachen.

Trotz aller Sorgfalt mit der Fremdblutkonserven, Plasmaderivate und andere Blutprodukte hergestellt werden, lassen sich bei ihrer Übertragung/ Anwendung Risiken nicht sicher ausschließen, insbesondere Infektionen, z.B. sehr selten mit Hepatitis-Viren (Leberentzündung) und extrem selten mit HIV (AIDS) sowie evtl. auch mit Erregern von BSE bzw. der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung oder mit bisher unbekannten Erregern.

Oberflächliche Wundheilungsstörungen und Weichteilinfektionen lassen sich meist gut beherrschen. Bei Wundheilungsstörungen oder entsprechender Veranlagung können schmerzende und ästhetisch störende Narbenwucherungen mit Hautverfärbungen (Keloide) entstehen; durch Narben- und Kapselschrumpfung kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen. Mit konservativen Massnahmen (z.B. Salben, Druckmassage) und/oder Korrekturoperationen kann versucht werden, solche Entwicklungen zu verbessern. Ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Operationsnarbe kann zurückbleiben. Weichteilverkalkungen im Bereich des operierten Gelenkes können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, im äussersten Fall zur Gelenkversteifung führen. Ein operativer Eingriff zur Entfernung der Verkalkungen kann dann erforderlich sein. Wenn bei Ihnen medikamentöse oder physikalische Vorsorge- bzw. Behandlungsmassnahmen (z.B. Bestrahlung) in Betracht kommen, werden wir dies mit Ihnen besprechen.

Trotz aller Sorgfalt werden bei der Operation selten Blutgefässe, benachbarte Sehnen, Muskeln oder Nerven verletzt. Die Verletzung größerer Gefäße, z.B. in der Kniekehle, erfordert in aller Regel eine umgehende operative Blutstillung, u. U. mit wiederherstellenden Eingriffen an den Blutgefäßen. Schwellungen, Nachblutungen und größere Blutergüsse im Operationsgebiet sind nicht selten. In aller Regel leiten die eingelegten Drainagen Blut und Wundsekret ab. In Einzelfällen muss ein großer Bluterguss operativ ausgeräumt bzw. eine neue Drainage eingelegt werden. Wird ein Nerv geschädigt, können vorübergehende, sehr selten aber auch bleibenden Gefühlsstörungen, Missempfindungen, Nervenschmerzen oder Lähmungen des Beines (z.B. Fußhebeschwäche) die Folge sein. Bei Nervendurchtrennungen können die Folgen durch eine Nervnaht nicht in jedem Fall behoben werden. Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindungsstörungen und selten Lähmungen der Gliedmassen sowie Haut- und Gewebeschäden durch Kriechströme, Hitze (z.B. Wärmematten) und/ oder Desinfektionsmittel bilden sich meist von selbst zurück. Sie können in Einzelfällen aber auch eine langwierige Behandlung erfordern. Nicht immer gelingt eine vollständige Wiederherstellung der Nervenfunktion und es können dauerhafte Narben zurückbleiben. Oft wird zur Operation eine Blutdruckmanschette als Blutsperre“ angelegt, dadurch können aber selten Hautschäden und sehr selten Lähmungen auftreten.

Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden (Thrombose), die u. U. verschleppt werden und ein Blutgefäss verschließen (Embolie). Als vorbeugende Massnahme hat sich u. a. die Gabe gerinnungshemmender Mittel bewährt (z.B. die Injektion von Heparine), die allerdings die Blutungsneigung erhöht und zu einer schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.

Auch kleine Bestandteile des Knochenzementes oder Gewebe- und Fettpartikel können ein Blutgefäß verschließen. Kommt es dadurch zu einer Lungenembolie, wird eine Intensivbehandlung erforderlich. Bewegungseinschränkungen (bis hin zur Gelenkversteifung) lassen sich nicht immer ausschließen. Sehr selten lassen sich solche Infektionen nicht beherrschen und der Erhalt des Beines ist gefährdet.

Die vorübergehende Minderbelastung und das Operationstrauma der operierten Gliedmasse schwächen die Muskulatur, der Kalkgehalt des Knochens vermindert sich und die benachbarten Gelenke lassen in ihrer Beweglichkeit nach. Vereinzelt kommt es zu einem übersteigerten Knochenabbau mit stark entzündlichen Erscheinungen und heftigen Schmerzen (Sudeck-Syndrom). Diese Folgen bilden sich meist durch Krankengymnastik und/ oder eine medikamentöse Behandlung zurück.

Selten bricht ein Knochen beim Einsetzen der Prothese. Die Bruchstücke müssen dann evtl. mit Platten und Schrauben oder durch Implantation einer stielgeführten Prothese verbunden werden. Die vorgesehene Verankerungsmethode kann sich dadurch ändern.

Bei Allergie oder Überempfindlichkeit (z.B. auf Schmerz- und Betäubungsmittel, andere Medikamente, Desinfektionsmittel, Knochenzement, Metalllegierungen, Latex) können vorübergehend Schwellung, Juckreiz, Niesen, Hautausschlag, Schwindel oder Erbrechen und ähnliche leichtere Reaktionen auftreten.

Bei Rauchern kommt es nicht selten zu erheblichen Störungen der Gewebe- und Wundheilung.

Schwerwiegende Komplikationen im Bereich lebenswichtiger Funktionen (Herz, Kreislauf, Atmung, Nieren) und bleibende Schäden (z.B. Organversagen, Lähmungen) sind sehr selten.

Nachfolgend aufgeführte RISIKEN und KOMPLIKATIONEN sind möglich, jedoch ist nicht jedes RISIKO gleich wahrscheinlich: - Wundheilungsstörungen - Narben und Narbenwucherungen - Abszesse - Gewebeverhärtung - Sensibilitätsstörungen / Taubheitsgefühl, in der Regel vorübergehend, selten dauerhaft - Kreislaufschock - Missempfindungen - Embolien - Blutvergiftung - Blutverlust - Gefäßverletzungen - Nervenverletzungen - Dehnungsverletzungen eines Nerves - Thrombose - Herzinfarkt - Lungenödem - Lungenentzündung - Nierenversagen - Schlaganfall - Schmerzen - Knochenbrüche - Blutergüsse / Hämatome - Infektion mit HIV / Hepatitis durch kontaminierte Blutkonserven sofern diese aufgrund des Blutverlustes erforderlich werden und kein Eigenblut zum Einsatz kommt - Infektionskrankheiten - Bakterielle Infektionen - periartikuläre Ossifikation (Neubildung von Knochen) - Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch periartikuläre Ossifikation.


II. Eingriffspezifische Komplikationen bei Hüft-TP:

Komplikationen nach einem Hüftgelenks-Ersatz sind sehr selten.

Wundkomplikationen: Weichteilschwellung, Wundsekretion, Wundrandnekrose, Hämatom (Bluterguss) (*).

Schwellungen, Nachblutungen und Blutergüsse im Operationsgebiet sind nicht selten. In einzelnen Fällen müssen ausgedehnte Blutergüsse in einem Folgeeingriff ausgeräumt bzw. eine neue Drainage eingelegt werden (*).

Gefässverletzungen: Trotz aller Sorgfalt werden bei der Operation in seltenen Ausnahmefällen Blutgefässe verletzt. Bei Verletzungen grösserer Gefässe sind in aller Regel eine operative Revision und Blutstillung, in seltenen Fällen u.U. mit Eröffnung des Bauchraums und rekonstruktiven Eingriffen an den Gefässen erforderlich (*).

Nervenverletzungen: Bei Schädigung eines Nervs, kann es zu vorübergehenden oder auch bleibenden Gefühlsstörungen, Missempfindungen, Nervenschmerzen oder auch Lähmungen im Versorgungsgebiet des betroffenen Nervs kommen (z.B. Bein-/ Fussheberschwäche). Bei Schädigung eines Hauptnerven (Femoralis- bzw. Ischiasnerv) können, meist vorübergehende Funktionsbeeinträchtigungen, bis hin zu bleibender Funktionslosigkeit des betroffenen Beins auftreten. Weichteilverletzungen: Trotz aller Sorgfalt werden bei der Operation in seltenen Ausnahmefällen angrenzendes Gewebe (z.B. Sehnen, Muskulatur) verletzt (*).

Weichteilverkalkungen: Die periartikuläre Verkalkung (sog. „heterotope Ossifikation“) stellt eine spezielle Komplikationsform im Rahmen der Hüftendoprothetik dar. Man versteht darunter Verkalkungsherde im Bereich des Weichgewebes (der Muskulatur), die nach einigen Wochen, bzw. Monaten nach der Operation auftreten. Bei diesen Verkalkungen handelt es sich um Knochenneubildung in der nahen Umgebung des operierten Hüftgelenkes, die – je nach individueller Begebenheit zu starken Schmerzen bis hin zu Bewegungseinschränkungen führen kann, die man durch die Operation eigentlich beseitigen wollte. im Bereich des operierten Hüftgelenkes können zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, im äussersten Fall zur Gelenkversteifung führen. Ein operativer Eingriff zur Entfernung der Verkalkungen kann dann erforderlich sein (*). Wenn bei Ihnen medikamentöse oder physikalische Vorsorge- bzw. Behandlungsmassnahmen (z.B. Bestrahlung) in Betracht kommen, werden wir dies mit Ihnen besprechen.

Instabilität der Prothese: Ein Problem ist, dass es zum "Auskugeln" des Hüftgelenks kommen kann, weil die Prothese kleiner ist als das natürliche Gelenk. Deshalb sollte man extreme Bewegungen (z.B. Knie auf Brusthöhe hochziehen) vermeiden. Ist die Muskulatur nach dem Eingriff noch zu schwach, wird über derbe Narbenstränge ein ausgeprägter Zug ausgeübt oder bei ungünstigen Knochenverhältnissen, kann das künstliche Gelenk aus der Pfanne springen (Luxation). Ein Wiedereinrenken (Reposition) mit oder ohne Narkose, in einzelnen Fällen ein erneuter operativer Eingriff ist dann notwendig (*).

Prothesennahe Brüche (sog. „Periprothetische Frakturen“): Grundsätzlich werden intra-operative und post-operative periprothetischen Frakturen unterschieden. Lokalisation und Stabilität einerseits der Frakturen, andererseits auch die Stabilität bzw. Verankerung des Prothesenschaftes sind wichtige Kriterien, Qualität des umgebenden Knochens und besonders der Allgemeinzustandes des Patienten entscheiden bezüglich der Operabilität bzw. seiner speziellen Vor- und Begleiterkrankungen abzuklären (*).

Oberschenkelbrücke: In seltenen Fällen kann es beim Einbau der Prothese zum Bruch des Hüftpfannenbodens, Bruch des grossen Rollhügels des proximalen Oberschenkels (sog. „Trochanter major“) und zum Bruch des Oberschenkelschaftes kommen. Eine Fixierung der Fragmente durch Schrauben, Platten oder Cerclagen kann dadurch notwendig werden. Auch die vorgesehene Art der Verankerung kann sich dadurch ändern. Gelegentlich sind die Beinlängen nach der Operation unterschiedlich. Ein erhöhter Absatz oder ein Fersenkissen reicht zur Korrektur meist aus. Bei zementfreier Verankerung kann es gelegentlich zu Spannungsschmerzen im Bereich des Oberschenkels kommen.

Nicht-entzündliche (sog. „aseptische“) Lockerung der einzelnen Prothesenkomponenten: Im Rahmen einer so genannten nicht-entzündlichen (aseptischen) Prothesenlockerung treten häufig erst mehrere Jahre nach der Operation auf. Es gibt verschiedene Gründe, die eine solche Lockerung bewirken, allerdings zählt als wichtigster Auslöser der schädliche Einfluss so genannter Abriebprodukte der Prothese. Da die Forschung bemüht ist, Materialien zu finden, die sich weniger stark abreiben, ist davon auszugehen, dass die Einflussgröße hier immer weiter sinkt. Falls sich die Hüftprothese nach einigen Jahren lockert oder ein Materialschaden auftritt, ist es meist möglich, sie auszutauschen. Dies gilt auch bei Ermüdungsbrüchen von Knochen in Prothesennähe.

Lockerung der Prothese können vor allem wegen folgenden Faktoren auftreten: Materialabrieb, Reaktion auf Abriebmaterial, Reaktion bei Titan Acrylat Kombination, Knochenverlust im Prothesenlager, Akutem oder chronischem Infekt, Periprothetischer Fraktur, Implantatspezifischer Ursachen, Implantationsspezifischer Ursachen, Zementzerrüttung, Materialbruch, Akute oder chronische Überbeanspruchung, Asymmetrischer Inlayabrieb, Subluxation, Luxation, Diskonnektion Kopf-Hals, Migration, und mangelnde Compliance des Patienten. Verändert sich nach Jahren die Knochensubstanz in der Umgebung der Prothese, können umfangreiche Eingriffe zur Neuverankerung erforderlich werden (*).

Bakterielle Infektion der Hüft-Prothese: Die schwerwiegendste Komplikation nach Implantation einer Endoprothese stellt deren Infektion dar. Wir unterscheiden folgende Infektionsarten: Früh Infektion (Protheseninfektion innerhalb weniger Wochen nach der Implantation), Spät Infektion (Protheseninfektion Monate bis Jahre nach der Implantation) und "Low Grade Infektion" (Schleichende Protheseninfektion ohne akuten Verlauf). Die Infektion einer Endoprothese kann grundsätzlich auf zwei Wegen geschehen: Direkt während oder kurz nach dem Einsatz des künstlichen Gelenkes können Bakterien von außen über das Operationsgebiet an die Endoprothese gelangen. Einige Zeit nach der Operation können Bakterien über den Blutweg die Endoprothese erreichen. Daher werden verschiedene Maßnahmen getroffen, um eine Infektion zu verhindern: Bereits kurz vor und nach der Endoprothesenoperation erhält der Patient zur Vorbeugung Antibiotika. Im Operationssaal wird unter sterilen Bedingungen operiert, die auch bei den anschließenden Wundkontrollen und Verbandswechseln eingehalten werden sollten. Bei „banalen “Infekten wie Blasen-, Zahnwurzel- oder Stirnhöhlenentzündung sollte ein Endoprothesenträger vorsorglich Antibiotika einnehmen, um einer Verteilung der Erreger über die Blutbahn vorzubeugen. Kommt es dennoch zu einer Infektion der Endoprothese, stellt dies eine schwerwiegende Komplikation dar. Auffällig wird diese durch erneute Gelenkbeschwerden, denn die Endoprothese lockert sich durch die Infektion (septische Prothesenlockerung). Wird eine Infektion der Endoprothese festgestellt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählt die Behandlung mit Antibiotika bis hin zu einer Wechseloperation. Dabei wird die gelockerte Endoprothese gegen eine neue ausgetauscht.

Impingement Probleme: Bei einem Impingement kommt es zu einem Anschlagen des Prothesenhalses am Pfannenrand mit möglichem Aushebeln des Kopfes aus der Pfanne oder Entwicklung Relativbewegungen am Interface, die ab einer gewissen Grossenordnung zu einer aseptischen Lockerung der Pfanne führen können (*).

Patientenbezogenen Faktoren: Unangemessene Präferenzen, Erwartungen und Zufriedenheit der Patienten.

Materialbruch und Ermüdung der Prothese (*).

Allergie gegen Metall oder Zement (*).

(*gegebenenfalls Notwendigkeit zur chirurgischen Intervention und/ oder Ausbau oder Wechsel der Prothese (partiell/ komplett)).

 

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Die Arthrose des Hüftgelenks
Coxarthrose:

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