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2.2.3.14 Sport nach einer Knie-TP


Einleitung:

Patienten möchten sich nach einer Knieprothese häufig wieder sportlich betätigen. Die bisherige Empfehlungen basieren jedoch auf dem Gefühl des Orthopäden und nicht auf wissenschaftlich fundierten Daten.

Jede sportliche Aktivität bewirkt im Gelenk einen zusätzlichen Abrieb, was die Lebensdauer einer Prothese negativ beeinflussen kann. Die Lebensdauer einer Prothese hängt, wie Prof. Markus Kuster in seinem Artikel in 2000 veröffentlichte, nicht vom Alter des Patienten, sondern vom Gebrauch (Gleitdistanz und Belastung) ab. Am besten kann die Lebensdauer einer Knieprothese mit der eines Autoreifens verglichen werden. Weder das Alter des Autos noch des Reifen selbst bestimmen, wie starker abgenutzt wird. Gefahrene Kilometer (Gleitdistanz) und die Art der Fahrweise (Belastung) sind die wichtigsten Faktoren. Besonders mit einer geeigneten Fahrweise kann die Lebensdauer beträchtlich beeinflusst werden.

Leider halten moderne Knietotalprothese nicht sämtlichen, dem Mensch möglichen Aktivitäten stand. Eine entsprechende Beratung des Patienten ist ein wichtiger Faktor für eine gutes post-operatives Resultat.

Auch nach dem Einbau eines Kunstgelenkes ist die sportliche Aktivität weiterhin möglich, um so eher, je regelmässiger der Sport auch vor der Operation betrieben wurde. Ein nennenswerter Mehrverschleiss der Kunstgelenkanteile oder deren Lockerung durch harmonische, ausdauerbetonte Aktivitäten ohne Sprungbelastungen ist kaum zu befürchten.

Grundüberlegungen und Risiko Faktoren:
• Prae-operativer athletischer Aktivitätszustand
• Post-operative Rehabilitation
• Chirurgische Vorgehensweise
• Implantatversagen
• Implantatverankerung
• Oberflächenabrieb (Oberflächenverschleiss)
• Trauma

Prothesenspezifische Risiken:
• Belastung des Inlays:
– Gehen auf der Ebene à 3-4 x KG (Körpergewicht)bei 20° Flexion
– Gehen abwärts à bis 8 x KG bei 40° Flexion (Wanderstöcke bringen eine Reduktion von 20%)

Beim Gehen auf einer Ebene können Kniegelenkskräfte des 3-4fachen Körpergewicht bei 20° Knieflexion auftreten. Beim abwärts Gehen steigen die Gelenkkräfte auf das 8fache des Körpergewichts bei 40° Knieflexion.

• Belastung des Inlays:
– Fahrrad fahren à 1.2 x KG bei 80° Flexion
– Langsames Joggen à 8-9 x KG bei 50° Flexion

Beim Fahrradfahren besteht eine Kniegelenksbelastung des 1-2fachen Körpergewicht bei 80° und beim langsamen Jogging das 8- bis 9fachen Körpergewicht bei 50° Knieflexion.

• Materialbruch
• Periprothetische Fraktur
• Prothesenluxation
• Prothesenlockerung

 

Problemstellung:

Da Inaktivität ein Risikofaktor für koronare Herzkrankheit, Adipositas, Osteoporose, Diabetes und andere Krankheiten darstellt, sollte auch im Alter regelmässig Sport durchgeführt werden.

Das „American College of Sports Medicine“ empfiehlt zur Erhaltung der Kardiopulmonalen Fitness ein Ausdauertraining von 20-60 min 3- bis 5-mal pro Woche. Als Sportarten werden Joggen, Fahrradfahren, Wandern, Tanzen, Langlaufen, Schwimmen, Inline-Skating oder Rudern empfohlen.

Der Alpine Skilauf birgt, auch bei gutem Können, die Gefahr des Sturzes. Bei entsprechender Auswahl des Geländes, flache und nicht zu steile Pisten, und angepasster Geschwindigkeit ist dieser Sport möglich, wenn auch nicht zu empfehlen.

Bei Ballsportarten besteht immer die Gefahr der Verletzung durch Fremdeinwirkung oder, bei Kämpfernaturen, durch Übereifer. Abrupte Bewegungen und Änderungen der Bewegungsrichtung bergen das Risiko einer Prothesenauslockerung.

Mannschaftssportarten sind durch Regeländerungen, die das Tempo aus dem Spiel nehmen, durch kleinere Spielfelder und weichere Bälle ggf. durchführbar.

Beim Krafttraining müssen Bewegung und Gewichte genau abgestimmt sein. Langsame Bewegungen müssen gewährleistet sein.

Beim Golfspielen können sich Torsionskräfte auf das Kniegelenk übertragen. Sie müssen durch gebremste und kontrollierte Bewegungsabläufe vermieden werden. Das Gehen dagegen ist dem Wandern vergleichbar.

Gegen Laufen und Walking bestehen keine Bedenken sofern ein ebener, weicher Boden im übersichtlichen Gelände ausgesucht und gedämpftes, gut stützendes Schuhwerk gewählt wird.

Nicht gut dagegen sind lang dauernder Laufbelastungen, Wald- und Geländeläufe und Intervall-Training. Wenn, dann sollte ein ökonomischer Laufstiel angestrebt werden.

Beim Bowling und Kegeln besteht die Gefahr großer Ausfallschritte mit Bremsbewegungen, verbunden mit starker Hüft - und Kniebeugung beim Aufsetzen der Kugel. Nur bei Einschränkung oder Verzicht des Anlaufens kann diese Sportart als unbedenklich angesehen werden.

Radfahren gehört zu den besten Sportarten für Prothesenpatienten. Auch auf dem Heimtrainer wird die Muskulatur rhythmische und gleichmäßig beansprucht. Die Bewegungen sind weich und rund und ohne Belastungsspitzen. Stärkere Steigungen und Gefälle sollten jedoch vermieden werden. Zur Kraftreduzierung wird eine Gangschaltung benötigt.

Das Reiten ist mit einer großen Sturzgefahr verbunden. Nur Patienten mit großer Reiterfahrung können Ihren Reitstiel so verändern, dass es zu keiner Belastung der Prothese kommt.

Das Schwimmen ist gut, weil viele Muskelgruppen gleichzeitig belastet werden. Die Auftriebskräfte erleichtern die Bewegungsabläufe. Knieprothesenträger verwenden lieber den Kraulschlag.

Segeln ist in kleinen Booten wegen der Gefahr von Extrembewegungen zu gefährlich, in großen Booten mit rutschfestem Schuhwerk durchaus möglich.

Beim Skilanglauf ist auf die Auswahl der Loipen zu achten. Extreme Steigungen und Gefälle sollten vermieden werden. Zur Verbesserung der Standfestigkeit ist ein breiterer Ski zu empfehlen. Der Diagonalschritt (Skating) ist die geeignete Lauftechnik.

Tanzen: Hier muss das Drehen des Oberkörpers auf das festgestellte operierte Bein vermieden werden.

Tennis ist nur bedingt zu empfehlen, wenn der Sport schon vor der Operation über Jahre betrieben worden ist. Auf die Bodenbeschaffenheit ist zu achten: Böden, auf denen keine größeren Reibungskräfte auftreten. Evtl. nur noch Doppelspiel oder Regeländerung: Ball darf zweimal den Boden berühren.

 

Lösungsvorschläge:

Geeignete Sportarten:

Generell sollten neue Sportarten mit anspruchsvoller Technik nicht erlernt werden, sondern dem Patienten bereits vertraute sportliche Aktivitäten empfohlen werden.

• Schwimmen: besonders Kraulbeinschlag, Brustschwimmen nach Rücksprache mit dem Arzt. Das Schwimmen in der Brandung sollte vermieden werden.

• Allgemeine Gymnastik: besonders geeignet sind Übungen, die die Gelenke beweglich halten und die gesamte Stützmuskulatur aufbauen. Vorsicht ist geboten bei modernen Gymnastikformen wie etwa Aerobic oder Stretching.

• Radfahren/Heimtrainer: möglichst nur in der Ebene bzw. mit geringer Wattbelastung, Sturzgefahren meiden, den Abstieg vom Fahrrad möglichst nur mit dem nicht operierten Bein.

• Wandern: bis zu einem halben Jahr nach der Operation maximal 1 bis 1,5 Stunden, bzw. entsprechend der persönlichen Belastbarkeit. Patienten, die noch hinken, sollten einen Handstock benutzen.

• Bergwandern: möglichst nicht zu große Höhenunterschiede, Pausen einlegen, unsichere Wege (z.B. Geröllstrecken) meiden, keine zusätzlichen Belastungen durch Gepäck, Hand oder Wanderstock. Für längeres Bergabgehen hat sich die Verwendung von zwei Wanderstöcken oder Skistöcken sehr bewährt.

• Rudern/Paddeln: vorausgesetzt ist Schmerzfreiheit und die volle Beugefähigkeit der operierten Hüfte/des Knies. Nicht wettkampforientiert ist Rudern möglich.

 

Geeignete Sportarten nach Knieprothese:

• Aerobics (low impact)
• Radfahren (Hometrainer)
• Bowling
• Croquet
• Ballroom dancing
• Jazz dancing
• Walking
• Square dancing
• Golf
• Horeshoes
• Schiessen
• Shuffleboard
• Schwimmen (Kraul)

 

 

Bedingt geeignete Sportarten:

• Skiwandern/Skilanglauf: nur bei perfekter Technik, bei freier Überstreckbarkeit des operierten Hüftgelenks und nur auf weichen, nicht vereisten Loipen mit möglichst geringen Steigungen und Gefällstrecken.

• Jogging: zeitlich begrenzte Laufübungen mit Stoss dämpfenden Schuhen, auf weichem Boden, ohne Leistungsdruck, nicht wettkampfmäßig, kleine Schritte ohne wesentliche Hüft-/Kniebeugung.

• Golfspielen: wenn möglich mit Motor-Caddy.

• Tischtennis: nicht als Dauerbelastung, nicht wettkampfmäßig, Stoss absorbierendes Schuhwerk.

• Kegeln als Freizeitbeschäftigung: empfohlen höchstens einmal pro Woche, mit entsprechenden Pausen, Sturzgefahr meiden, Vorsicht bei Alkoholgenuss.

• Tanzen: es gibt keinen Grund auf das Tanzen ganz zu verzichten. Es sollte allerdings nur jemand "das Tanzbein schwingen", der auch beim Gehen schmerzfrei ist. Geeignetes Schuhwerk ist wichtig, ebenso ein nicht zu glatter Bodenbelag (Sturzgefahr!). Zu heftige Drehbewegungen, Stöße und Sprünge müssen vermieden werden (Rock'n Roll ist sicher ungeeignet!).

 

Bedingt geeignete Sportarten nach Knieprothese:
(Activities Recommended With Previous Experience Following TKA)

• (Strassen) Radfahren
• Kanufahren
• Wandern
• Rudern
• Speed walking
• Skiing (cross country)
• Skiing (stationary)
• Tennis (Doppel))
• (Geräte) Krafttraining

 

 

Sportarten, von denen dringend abzuraten ist:

• Vor allem Hallensportarten, die auf einem rutschfesten Boden mit Start- und Stoppbewegungen ausgeübt werden.

Wettkampfmäßige Ballsportarten: die Sturzgefahr ist bei Fußball, Handball, Volleyball zu hoch, der mögliche Kontakt mit dem Gegner zu riskant.

Tennis: ungeeignet wegen häufiger Richtungswechsel, abrupter Stopps, starker Drehbewegungen und Sturzgefahren. Falls jemand unter keinen Umständen auf die Ausübung dieser Sportart verzichten möchte, ist einem Sandplatz den Vorzug zu geben.

Reiten: erhebliche Sturzgefahr, Stoß-, Scher-, Erschütterungsbelastungen des neuen Gelenkes.

Leichtathletik: wegen starker Druck-, Zug-, Stoß- und Scherbelastung.

Sportkegeln: wettkampfmäßiges Kegeln.

Surfen/Jollensegeln: wegen der Sturzgefahr, starker Druck-, Zug-, Stoß- und Scherbelastung.

Bergsteigen: soll nur in Einzelfällen, wenn der Patient geübt ist, sehr gute Muskulatur aufweist, und sehr gute Erfahrung verfügt.

Skifahren soll nur in Einzelfällen, wenn der Patient geübt ist, sehr gute Muskulatur aufweist und nicht auf Eis- oder Buckelpisten Ski läuft.

 

Nicht geeignete Sportarten nach Knieprothese:

• Aerobics (high impact)
• Baseball and softball
• Basketball
• Fussball
• Gymnastics
• Handball
• Hockey
• Volleyball
• Jogging
• Lacrosse
• Racketball
• Squash
• Rock climbing
• Soccer
• Tennis (singles)

 

Sog. „High-Impact“ Aktivitäten sind nicht geeignet für die Mehrzahl der Patienten nach einer Knieprothese. Allerdings zeigen neueren Studien, dass einige Patienten, welche sog. „High-Impakt“ Aktivitäten wie Jogging, Downhill skiing and singles tennis ausüben, weiterhin sehr gute klinische Resultaten während der ersten 4 post-operativen Jahren zeigen.

 

Sportlicher Aktivitäten
nach Implantation einer Knieprothesen:

Konsensus der „Knee Society“

 

 

P.S. Weitere Informationen über die minimal-invasive coputernavigierte Implantation von Knieprothesen oder auch zu weiteren Behandlungen der Orthopädisch-traumatologisch-sportmedizinischen Abteilung des Spitals Oberengadin finden Sie auch auf der Website:
www.orthopaedie-samedan.ch

 

 

Die Arthrose des Kniegelenks
Gonarthrose:

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